Wir sitzen uns krank!
In der ganzheitlich biologischen Wirbelsäulenvitalisierung mit Anleitung zur Selbsthilfe beschäftigen wir uns viel mit den krankmachenden Ursachen. Arbeit, Freizeit und Transportwege – wir sitzen, sitzen und sitzen. Und zu allem Überfluss entspannen wir dann noch stundenlang sitzend vor dem Fernseher. Dabei wissen wir heute, dass viele Erkrankungen durch zu viel sitzen gefördert werden oder gar verursacht.
Der allgemeine Bewegungsmangel wird von Fachleuten als genauso schädlich eingestuft, wie das Rauchen oder der Konsum von Alkohol!
Eine erhöhte Sterblichkeit durch Herzkreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Nierenerkrankungen, Darmkrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs, Übergewicht, Lungenerkrankung, Parkinson’sche Erkrankung, Leberzirrhose, Knochen, Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen sind die Folgen u. a. von zu vielem Sitzen.
Durch einen chronischen Bewegungsmangel wird die Muskulatur schwächer. Kaum jemandem ist bewusst, dass die Muskeln auch als ein endokrines sekretorisches Organ fungieren. Sie produzieren Botenstoffe, die unsere Immunabwehr dringend benötigt.
Prof Karl Krüger von der Universität Giesen berichtete bei seinem Vortrag an der Akademie für menschliche Medizin davon, dass die Immunkompetenz nach Impfungen von der Muskulatur abhängt. Ein Sportler ist nach einer Impfung gestärkter als ein nicht sportlich aktiver Mensch.
Psychologen weisen darauf hin, dass Personen, die mehr als drei Stunden täglich sitzen, ein bis zu 80 Prozent erhöhtes Risiko haben, an einer Depression zu erkranken.
Warum ist das so?
Früher – also bevor die Menschheit einen Stuhl erfand – hockten wir in der Höhle zum Essen, Reden und Entspannen. Die Wirbelsäule war so in sich spannungsfrei, und auf den Bandscheiben war wenig Druck. So war dann auch die Atmung normal, und das sich senkende Zwergfell hat eine immer wiederkehrende Pressur auf die Organe ausgeübt. Diese wurden somit gut durchblutet und haben natürlich und frei gearbeitet.
Als der Stuhl für die Obrigkeit erfunden und zum Machtstatus wurde, konnte man erst mal nur unter Schmerzen darauf sitzen. Becken, Wirbelsäule und Bandscheiben mussten sich anpassen. Die von den Bandscheiben ausgehenden Nervenbahnen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Energie zu den Organen war nicht frei und es kam zu Fehlfunktionen.
Die Atmung ist im Sitzen flacher, somit auch der Druck vom Zwergfell auf die Organe. Weniger Durchblutung und Fehlfunktionen sind die Folge. Die Organe Entgiften nicht richtig.
Selbst bei der Entleerung war die Lendenwirbelsäule in der Hockstellung frei. Sitzen wir jedoch auf unserem komfortablen Luxus-WC, wird der Darm vom Puborektalmuskel umschlungen, und es entsteht eine Einengung – ein Knick, der die Entleerung behindert und sogar einer vollständigen Entleerung entgegenwirkt. Hämorrhoiden, Verstopfung, Enddarm,- Herz- und Kreislauferkrankungen sind u. a. die Folge. Krankheiten die in östlichen Ländern mit Hock.-Stehtoiletten so nicht vorkommen.
Was tun wir uns also durch Dauersitzen und Bewegungsmangel selbst an?!
Das Frühjahr erwacht. Die Sonne lockt uns raus
Motivieren wir uns selbst, und motivieren wir unsere Patienten: Gehen ist so einfach!
Wandern und gehen ist das Einfachste, Wirkungsvollste, Ökologischste und Ökonomischste überhaupt.
Und haben wir nicht alle schon mal davon gehört, dass Menschen davon berichteten wie sie durch eine schwere Erkrankung zum Pilgern gekommen sind und nach einer längeren Pilgertour geheilt wieder nach Hause kamen?
Warum kann gehen so heilsam sein?
Um hier eine Antwort zu finden müssen wir uns die menschliche Evolution anschauen. Jede Art von Leben auf unserem Planeten hat seinen Ursprung im Meer. Verschiedene Spezies haben das Wasser verlassen und sich auf dem Land angesiedelt. So auch der Mensch. Er hat sich aufgerichtet, zwei Füße und zwei Beine mussten koordinieren werden. Hierzu hat sich ein Gehirn entwickelt, und der Mensch begann zu laufen. Das Gehirn lernte nicht nur die Koordination von Gliedern, sondern auch, auf Gefahren zu achten, Essen zu sammeln oder zu erjagen. So waren wir stets in Bewegung mit einem wachen aufmerksamen Gehirn.
Unsere Gene haben wie ein Computer gespeichert: wenn wir uns bewegen, muss das Gehirn aktiv und fit sein!
Aber nicht nur unser Gehirn selbst hat einen hohen gesundheitlichen Nutzen durch das Gehen. Es ist ja mit dem gesamten Organismus verbunden. Gesunde regenerative Impulse bekommt der gesamte Körper. Neurowissenschaftler haben inzwischen bewiesen, dass unser Gehirn sich im Gehen verjüngt und regeneriert. Und moderne Pädagogen wissen sogar, im Gehen lernen wir schneller und behalten das Erlernte leichter.
Auf die Frage, was ihn so fit hält, antwortete das Hamburger Urgestein und Moderator Carlo von Tiedemann (geb.1943): "Täglich einfach 10 km spazieren gehen."
Ein paar Tipps
- Ein kleiner Fußschemel vor dem Luxus-WC verhilft zu einem effektiveren Winkel.
- Wer viel am Schreibtisch arbeitet, kann sich leicht einen Stehplatz einrichten. Eine Getränkekiste für den Bildschirm und ein paar Bücher unter die Tastatur legen - fertig. Anstatt in einen neuen Schreibtisch lieber in eine Kybunmatte investieren.
- Täglich acht Kilometer spazierengehen hilft dem Hirn, der Laune, der Kreativität - dem gesamten Menschen.
Vier Bücher die es in sich haben und in jede Praxis gehören:
Sitzstreik
Tipps und Tricks gegen die Risiken und Nebenwirkungen des Sitzens
von Prof. Dr. Med. Michael Leitzmann, Dr. med. Carmen Jochem
Herder Verlag GmbH – ISBN-10: 3451600587
Sitzen ist das neue Rauchen
Das Trainingsprogramm, um lebensstilbedingten Haltungsschäden vorzubeugen und unsere natürliche Mobilität zurückzugewinnen
von Prof. Dr. Kelly Starrett
riva Verlag – ISBN-10: 3868838007
Das Glück des Gehens
Was die Wissenschaft darüber weiß und warum es uns so guttut
von Prof. Shane O`Mara
Rowohlt Taschenbuch – ISBN-10: 3499606658
Geben Sie Bakterien und Viren keine Chance!
Mit einem starken Immunsystem gesund durchs Leben - Vollständig überarbeitete Neuauflage
von Prof. Karsten Krüger
Scorpio Verlag – ISBN-10: 3958033415